Kontemplation

Die Blume, die sich öffnen will – ein Ahnen vom Ursprung der Welt.

(Toyotama Tsuno (1898-1986) = pseud. des deutschen Schriftstellers Manfred Hausmann)

  • Stilleübungen sind gegenstandsfrei und daher unabhängig von Glaube und Weltanschauung praktizierbar. Sie fördern ein innerliches „Zur-Ruhe-Kommen", das ausgelöst wird durch die Beobachtung von körperlichen Vorgängen – etwa des Atems, des Spürens in den Händen, des Verfolgens von Entspannung und Loslassen in Verwurzelung und Aufrichtung hinein – oder durch das Merken auf Geräusche in der Stille, durch das Einfühlen in einen Klang oder durch das schlichte Beobachten, wie sich Gedanken in die Stille schieben.
  • Die chinesische Kultur umschreibt den Zustand in der Stille (RuJing = etwa „Zur Ruhe kommen") mit einem Nach-Innen-Leiten der Sinnesorgane, so dass die äußeren Reize nur mehr stark gedämpft beim Praktizierenden ankommen. Das alltägliche, rationale und abstrakte Denken wird in eine bildliche und weiter in eine sinnliche Wahrnehmung gewandelt. Der innere Zustand des Übenden bewegt sich von der Vielheit der Gedanken zur Einfachheit, er verhilft ihm zu einem konzentrierten und aufmerksamen Da-Sein in der Gegenwart. Qigongübungen und Taiji können im Sinne des RuJing ausgeführt werden. „Ruhe in der Bewegung" (Qigong, Taiji) und „Bewegung in der Ruhe" (stilles Sitzen) ergänzen einander.
  • Stilleübungen vertiefen unsere Wahrnehmung durch die äußeren Sinne (sehen, hören, riechen, tasten, schmecken), sie laden ein, in der Gegenwart zu verweilen und einfach „da" zu sein, ohne ein Ziel zu verfolgen, ohne Druck, ohne „Hintergedanken"… Diese Erfahrung nimmt der Praktizierende mit in den Alltag; Wir lernen, besser zuzuhören, zu sehen, was wir sonst nicht beachtet haben, Dankbarkeit und Freude am einfachen Dasein zu entwickeln.